Christian Speicher ⋅ Für den Rückbau des Kernkraftwerks f*ckushima Daiichi wird ein Zeitraum von 30 bis 40 Jahren veranschlagt. Präzise Aussagen über die Dauer und die Kosten der Aufräumarbeiten wird man zwar erst machen können, wenn man verlässliche Informationen über
Christian Speicher ⋅ Für den Rückbau des Kernkraftwerks f*ckushima Daiichi wird ein Zeitraum von 30 bis 40 Jahren veranschlagt. Präzise Aussagen über die Dauer und die Kosten der Aufräumarbeiten wird man zwar erst machen können, wenn man verlässliche Informationen über den Zustand der havarierten Reaktoren hat. Dank den Erfahrungen, die man bei früheren Nuklearunfällen sammeln konnte, hat man aber immerhin eine ungefähre Vorstellung davon, was in den nächsten Jahrzehnten auf die Arbeiter in f*ckushima zukommen wird.
Auch die Schweiz hat in dieser Hinsicht Anschauungsmaterial zu bieten. Im Januar 1969 ereignete sich im Versuchsatomkraftwerk Lucens ein Störfall, bei dem eines der Brennelemente schwer beschädigt wurde. Die radioaktive Schmelze verteilte sich in der Felskaverne, die den Reaktor schützend umgab. Nach zwei Monaten war die Radioaktivität so weit abgeklungen, dass Arbeiter mit der Dekontamination beginnen konnten. Im weiteren Verlauf wurden zunächst die noch intakten Brennelemente geborgen. Dann begann die eigentliche Zerlegung und Demontage des Reaktors. Dabei wurden auch die gut 60 Kilogramm Uran des geschmolzenen Brennelements geborgen. Ende 1972, also vier Jahre nach dem Unfall, waren die Arbeiten abgeschlossen.
Von einem ganz anderen Kaliber war der Unfall, der sich 1979 im amerikanischen Kernkraftwerk Three Mile Island ereignete. Nach einem Ausfall des Kühlsystems schmolzen hier fast 50 Prozent des Reaktorkerns. Die Dekontamination und der Rückbau des Reaktors dauerten zwölf Jahre und kosteten eine Milliarde Dollar. Was man dabei lernte, ist auch für f*ckushima von Relevanz.
Bei den Aufräumarbeiten in Three Mile Island erwiesen sich vor allem die grossen Mengen an radioaktiv kontaminiertem Kühlwasser als Hindernis, die durch ein offen stehendes Druckventil entwichen waren und sich am Boden des Reaktors sowie in angrenzenden Gebäuden angesammelt hatten. Da das Wasser den Zugang zum Reaktorgebäude blockierte, bestand eine der ersten Aufgaben darin, es abzupumpen, so weit wie möglich zu dekontaminieren und in speziell angefertigten Tanks zwischenzulagern. Insgesamt wurden während der zwölf Jahre fast zehn Millionen Liter Wasser aufbereitet.
Auch in f*ckushima Daiichi ist kontaminiertes Wasser gegenwärtig eines der Hauptprobleme. Allerdings geht es hier um ganz andere Dimensionen. Seit dem Unfall sind bereits 230 Millionen Liter Kühlwasser abgepumpt und in Tanks gelagert worden. Und es werden täglich mehr. Zwar hat die Betreiberfirma Tepco inzwischen einen provisorischen Kühlkreislauf aufgebaut, der es erlaubt, das aus den Kernreaktoren austretende Kühlwasser abzupumpen, aufzubereiten und zur Kühlung erneut in den Reaktor zu pumpen. Geschlossen ist dieser Kreislauf jedoch nicht. Der Grund ist, dass auch Grundwasser in die Reaktorgebäude eindringt und sich dort mit dem kontaminierten Kühlwasser vermischt. Um dieser Wassermassen Herr zu werden, müssen ständig neue Tanks auf dem Gelände aufgestellt werden. Bis zum Jahr 2015 soll die Speicherkapazität auf 700 Millionen Liter aufgestockt werden.
Der Ausbau der entsprechenden Infrastruktur werde durch die teilweise immer noch recht hohe Strahlenbelastung auf dem Gelände erschwert, sagt Dave Lochbaum, der bei der Union of Concerned Scientists die Abteilung für nukleare Sicherheit leitet. In Three Mile Island sei die Radioaktivität hingegen weitgehend auf das Innere des Reaktors beschränkt gewesen. Lochbaum sieht allerdings auch hoffnungsvolle Zeichen. Heute gebe es viel effizientere Methoden zur Filterung und zur Aufbereitung des kontaminierten Wassers als damals.
Das gleiche Argument macht Lochbaum auch bei der wahrscheinlich schwierigsten Aufgabe geltend, der Entfernung des geschmolzenen Brennstoffs aus den Reaktoren. In Three Mile Island hätten die entsprechenden Techniken und Gerätschaften erst entwickelt werden müssen. Heute gebe es hingegen Firmen, die auf die Ausserbetriebnahme von Kernreaktoren spezialisiert seien und über die entsprechende Ausrüstung verfügten.
Auch hier gilt allerdings, dass sich die Aufräumarbeiten in einer anderen Dimension bewegen. In Three Mile Island mussten ungefähr 100 Tonnen des geschmolzenen Brennstoffs aus dem noch intakten Druckbehälter des Reaktors entfernt werden. In f*ckushima werden es vermutlich mehr sein, weil es hier gleich in drei Reaktoren zu einer Kernschmelze kam. Zudem wurden bei dem Unfall die Druckbehälter der drei Reaktoren beschädigt. Der Brennstoff sei mit grosser Wahrscheinlichkeit an Orten zu finden, wo er nicht sein sollte, sagt Lochbaum. Das grösste Problem stellten vermutlich kleine Brennstoff-Teilchen dar, die mit dem Kühlwasser weggespült worden seien und nun mühsam eingesammelt werden müssten.
Trotz diesen Schwierigkeiten hält Lochbaum den von Tepco ausgearbeiteten Zeitplan für die Aufräumarbeiten in f*ckushima für realistisch. Er enthalte genug Spielraum, um auf Unvorhergesehenes reagieren zu können. Auch das sei eine Lehre aus Three Mile Island: «Nicht zu optimistisch sein.»
FAQs
Societal Reactions
Following the Three Mile Island accident and public fear amplified by “The China Syndrome,” public support for nuclear energy fell from an all-time high of 69% in 1977 to 46% in 1979. The accident inspired a 1979 protest of nuclear energy in New York City that attracted an estimated 200,000 people.
What was the lesson learned from the Three Mile Island accident? ›
The Three Mile Island accident nearly bankrupted Metropolitan Edison and its parent company. Since operator error contributed to that accident, one lesson is to have better operators. This was a major finding of several TMI accident reviews (see, for example, U.S. Nuclear Regulatory Commission, 1980b, p.
Could the Three Mile Island accident have been prevented why why not? ›
Yes. The Three Mile Island meltdown was the result of misunderstanding instrument responses and not taking appropriate actions as a result of the misunderstanding. Some good did result from that terrible event. Industry wide changes in training, procedures and manning were implemented to prevent any similar accidents.
How was the environment affected by the Three Mile Island? ›
However, comprehensive investigations and assessments by several well-respected organizations have concluded that in spite of serious damage to the reactor, most of the radiation was contained and that the actual release had negligible effects on the physical health of individuals or the environment.
Whose fault was the Three Mile Island accident? ›
A combination of equipment failure and operator error led to the partial meltdown of the power plant's Unit 2 reactor that resulted in the release of a small amount of radioactive material. Here are 5 facts you should know about the accident at Three Mile Island.
Could Three Mile Island happen again? ›
But, as Reuters reported, any restart would likely face roadblocks due to safety and environmental concerns, as well as economic and logistical issues. Three Mile Island, after all, is the home of what is considered to be the worst nuclear accident in U.S. history thanks to its partial meltdown more than 40 years ago.
What was the conclusion of the Three Mile Island? ›
In spite of all the errors and malfunctions, the reactor containment systems at Three Mile Island were extremely stable, they stood up under many shocks and, although the fuel was severely damaged, the reactor vessel and secondary containment appear intact. There never was serious danger of catastrophic failure.
Was Three Mile Island human error? ›
During the investigation into the root causes of the TMI accident it was found that, while some design deficiencies and system malfunctions were contributory, the main causes were human-related.
What was the major result of the accident at Three Mile Island? ›
The accident fostered better understanding of fuel melting, including improbability of a "China Syndrome" meltdown breaching the reactor vessel and the containment structure. Public confidence in nuclear energy, particularly in the USA, declined sharply following the Three Mile Island accident.
What went wrong in Three Mile Island? ›
WHAT HAPPENED AT THREE MILE ISLAND? The Three Mile Island nuclear plant had two pressurized light-water reactors. On March 28, 1979, a cooling malfunction caused part of the core to melt in Reactor 2. Some radioactive gas was released but not enough to cause adverse health effects, as noted in numerous health studies.
Governor Thornburgh, on the advice of NRC chairman Joseph Hendrie, advised the evacuation "of pregnant women and pre-school age children...within a five-mile radius of the Three Mile Island facility". The evacuation zone was extended to a 20-mile radius on March 30. Within days, 140,000 people had left the area.
Who was blamed by the public for the nuclear accident at Three Mile Island in 1979? ›
Explanation: The nuclear accident at Three Mile Island in 1979 resulted in a lot of public blame and criticism. While there were various factors contributing to the accident, the media was largely blamed by the public for their coverage and sensationalism of the event.
What were the lessons learned from Three Mile Island? ›
The accident at Three Mile Island (TMI) revealed that to have nuclear safety there must not only be reliable equipment, but there must also be competent and qualified people. At TMI there were equipment malfunctions, but the vital safety equipment performed well.
What was the root cause of Three Mile Island? ›
Either a mechanical or electrical failure prevented the main feedwater pumps—component (1) in the animated diagram)—from sending water to the steam generators (2) that remove heat from the reactor core (3). This caused the plant's turbine-generator (4) and then the reactor itself to automatically shut down.
Who was responsible for Three Mile Island? ›
President Jimmy Carter in the Three Mile Island control room. Image from Knowledge Management Portal for the Three Mile Island Unit 2 Accident of 1979. United States Nuclear Regulatory Commission. Blame was placed all around: on Met-Ed, the Nuclear Regulatory Commission, control room operators, and many others.
What was done to fix Three Mile Island? ›
The TMI-2 reactor has been permanently shut down with the reactor coolant system drained, the radioactive water decontaminated and evaporated, radioactive waste shipped off-site, reactor fuel and most core debris shipped off-site to a Department of Energy facility, and the remainder of the site being monitored.
What did the government do after the accident at a nuclear reactor on Three Mile Island? ›
Its aftermath brought about sweeping changes involving emergency response planning, reactor operator training, human factors engineering, radiation protection, and many other areas of nuclear power plant operations. It also caused the NRC to tighten and heighten its regulatory oversight.
What changed after the Three Mile Island accident? ›
After the Three Mile Island accident, the nuclear industry formed the Institute of Nuclear Power Operations (INPO). Its mission is to promote the highest levels of safety and reliability in the operation of nuclear power plants.