Am 28. März 1979 kam es im Atomkraftwerk Three Mile Island nahe der Stadt Harrisburg (US-Bundesstaat Pennsylvania) zu einem schweren Unfall. Die Kühlpumpen im Block 2 des damals hochmodernen Kernkraftwerkes schalteten nach der Fehlfunktion eines Sicherheitsventils ab, anstatt die Kernbrennstäbe zu kühlen.
Zum technischen Fehler kamen menschliche Fehler bei der Interpretation von Messdaten hinzu, sodass Kühlwasser unbemerkt entwich. Zwar wurde der Reaktorkern abgeschaltet, aber die Nachzerfallswärme konnte aufgrund des mangelnden Kühlmittels nicht mehr von den Brennstäben abgeführt werden. Durch den Ausfall der Kühlung und durch den unbemerkten Austritt von Kühlwasser stieg die Temperatur so stark an, dass es zu einer partiellen Kernschmelze kam.
Erst kurz nach dem Eintritt der Kernschmelze bemerkte ein Techniker das fehlerhafte Sicherheitsventil und konnte durch eine manuelle Schließung das Schlimmste verhindern. Kühlwasser wurde in die Kammer gepumpt. Einige radioaktiv verunreinigte Gase wurden in die Luft abgelassen und Kühlwasser in das Flusswasser rund um die Insel. Erst nach fünf Tagen konnte das Kühlsystem repariert und die Gefahr der Zerstörung des gesamten Kernkraftwerks eingedämmt werden.
Zahlen, bitte!
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Die Evakuierungsmaßnahmen verliefen zudem schleppend: Erst nach zwei Tagen begannen die Behörden damit, Schwangere und Kleinkinder zu evakuieren: Pennsylvanias Gouverneur Richard Lewis Thornburgh ordnete erst am 30. März 1979 die Schließung aller Schulen in einem Radius von 8 Kilometern um das Unglücksgelände an. Falschaussagen des Betreibers zerstörten zudem das Vertrauen in der Bevölkerung. Es dauerte bis zum Dezember 1993, ehe die Schäden gesichert und beseitigt wurden, doch die Belastungen sind nicht verschwunden.
Der Vorfall von Three Mile Island wurde auf der INES-Skala der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA als "Ernster Unfall" (Kategorie 5) eingestuft. Die so produzierte partielle Kernschmelze war einer der größten Unfälle in der friedlichen Nutzung der Atomkraft. Das Aufräumen dauerte über zwölf Jahre und die USA sowie viele andere Länder betrachteten die Kernenergie erstmals kritisch. Es gilt zudem als Initialzündung für die Popularität der Anti-Atomkraftbewegung.
Heute wird die stillgelegte Anlage allmählich abgebaut, obwohl der Betreiber eine Betriebsgenehmigung bis 2034 hat: Das AKW war seit 2014 nicht mehr konkurrenzfähig. Der Abriss der markanten Kühltürme ist für 2074 geplant, genau 100 Jahre nach Beginn der Bauarbeiten.
Kinofilm erhält durch Atomunfall Aktualität und Dramatik
Wenige Wochen vor der Kernschmelze erschien in den USA der Spielfilm Das China Syndrom. In ihm wird ein radioaktiver Störfall – und seine Vertuschung – von unerschrockenen Reportern aufgeklärt. Der Titel spielt auf die Theorie an, dass sich bei einem Reaktorunfall der Urankern durch die Erde bis nach China schmelzen könnte. Der mit Jane Fonda, Jack Lemmon und Michael Douglas prominent besetzte Film wird heute gerne als "Mischung aus Thriller, Melodram und Satire" bezeichnet, doch wirkte er besonders durch die Nachrichten und Gerüchte rund um den echten, ungleich größeren Störfall von Three Mile Island besonders eindringlich. Ein deutscher Filmkritiker sprach von einem "verfilmten AKW-Nee-Button". 2022 erschien zum Störfall in Three Mile Island die sehenswerte Netflix-Dokumentation Kernschmelze, in der Anwohner und ehemalige Mitarbeiter von ihren gesundheitlichen Problemen berichten.
Der Soziologe Ulrich Beck nahm den Störfall zum Anlass, um über die "Risikogesellschaft" zu forschen. Damit ist eine Gesellschaft gemeint, die von sich behauptet, mit Risiken umgehen zu können, das ab nicht wirklich kann. Sein Buch "Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne" erschien im Frühjahr 1986, fast gleichzeitig mit dem nächsten großen Atomunfall im Kernkraftwerk Tschernobyl, und wurde damit ein Riesenerfolg. Beck fand es seinerzeit überhaupt nicht gut, dass sein Buch damit "wie eine platte Beschreibung der Gegenwart" wirkt.
Atomunfall als popkultureller Einfluss
Kraftwerk, die deutschen Pioniere der Elektromusik, schufen mit "Radio-Aktivität" des gleichnamigen, 1975 veröffentlichten Albums zunächst einen Song, der eigentlich nur mit dem Titel spielt: Sowohl Hörfunk als auch Kernkraft thematisierten die Düsseldorfer darin wertungsfrei als Radio-Aktivität. Im Eindruck der schweren Atomunfälle änderten sie den Kontext mit der Zeit fundamental: Im 1991 erschienen Album The Mix, arrangierten sie einige Ihrer Songs neu und zeitgemäß. Einzig Radio-Aktivität erhielt bei der Wiederaufnahme einen zum Teil völlig neuen Text – Nun warnt der Song eindringlich vor Radioaktivität. Er beginnt mit der Aufzählung Orten von Atomunfällen: Sellafield, Harrisburg, Tschernobyl sowie Hiroshima als Stadt, die durch eine Atombombe zerstört wurde. Die Titelzeile heißt nun "Stoppe Radioaktivität". Und später "Strahlentod und Mutation – durch die schnelle Kernfusion". Bis heute ist die neue Version Teil ihres Bühnenprogramms.
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Das 2019 komplett abgeschaltete Three Mile Island ist auch heute noch radioaktiv, aber soll nach Angaben der US-amerikanischen Nuclear Regulatory Commission (NRC) nicht mehr gefährlich für Mensch und Umwelt sein. Daran gibt es Zweifel. Heute liegt Block 2 unter einer dicken Schicht Beton, doch die Aufarbeitung des Vorfalls bewegt noch immer die Menschen.
Its aftermath brought about sweeping changes involving emergency response planning, reactor operator training, human factors engineering, radiation protection, and many other areas of nuclear power plant operations. It also caused the NRC to tighten and heighten its regulatory oversight.
The Three Mile Island accident nearly bankrupted Metropolitan Edison and its parent company. Since operator error contributed to that accident, one lesson is to have better operators. This was a major finding of several TMI accident reviews (see, for example, U.S. Nuclear Regulatory Commission, 1980b, p.
WHAT HAPPENED AT THREE MILE ISLAND? The Three Mile Island nuclear plant had two pressurized light-water reactors. On March 28, 1979, a cooling malfunction caused part of the core to melt in Reactor 2. Some radioactive gas was released but not enough to cause adverse health effects, as noted in numerous health studies.
The accident heightened anti-nuclear safety concerns among the general public and led to new regulations for the nuclear industry. It accelerated the decline of efforts to build new reactors. Anti-nuclear movement activists expressed worries about regional health effects from the accident.
Some also speak of adverse health effects caused by the accident to this day. Technically Three Mile Island is still radioactive today but its levels of radiation are not believed to be dangerous to humans or nature, according to the U.S. Nuclear Regulatory Commission (NRC).
President Jimmy Carter in the Three Mile Island control room. Image from Knowledge Management Portal for the Three Mile Island Unit 2 Accident of 1979. United States Nuclear Regulatory Commission. Blame was placed all around: on Met-Ed, the Nuclear Regulatory Commission, control room operators, and many others.
The flow hardened and cooled over time into what is now a sand-like solid. It is no longer 'melting', but parts of it are still apparently hot enough for the uranium atoms to fission more than expected, spewing out neutrons that break more uranium atoms apart.
The TMI 2 accident caused no injuries or deaths. In addition, experts concluded that the amount of radiation released into the atmosphere was too small to result in discernible direct health effects to the population in the vicinity of the plant.
According to the official, internationally recognised death toll, just 31 people died as an immediate result of Chernobyl while the UN estimates that only 50 deaths can be directly attributed to the disaster. In 2005, it predicted a further 4,000 might eventually die as a result of the radiation exposure.
While Three Mile Island's reactor had a concrete containment structure that “successfully prevented the release of almost all radioactive material,” the Chernobyl reactor had no containment structure because it was too expensive to add (Filburn 2016, 57-58).
Large majorities of the 934 people interviewed feel that Metropolitan Edison Co., the utility that ran the power plant at Three Mile Island in Pennsylvania, could have prevented the accident, that it did not know what to once the accident occurred, that it understated the problem and that it was not candid with the ...
The transit of an air mass containing radioactive gas released from the Three Mile Island reactor was recorded in Albany, New York, by measuring xenon-133. These measurements provide an evaluation of Three Mile Island effluents to distances greater than 100 kilometers.
Approximately one percent of the fuel and debris remains in the vessel. Also in 1991, the last remaining water was pumped from the TMI-2 reactor. The clean-up ended in December 1993, when unit 2 received a licence from the NRC to enter post-defuelling monitored storage (PDMS).
There was a small amount of radioactivity released into the atmosphere, however nothing significant. The reactor is still in operator today and thus tours are not allowed for security reasons.
In the case of Three Mile Island, state and local officials made voluntary evacuation more likely by closing schools early and releasing some state employees before the end of the workday.
In spite of all the errors and malfunctions, the reactor containment systems at Three Mile Island were extremely stable, they stood up under many shocks and, although the fuel was severely damaged, the reactor vessel and secondary containment appear intact. There never was serious danger of catastrophic failure.
Thorough analysis of the accident's events led to widespread changes across the U.S. commercial nuclear industry. The NRC implemented new, more stringent regulations related to improved training, emergency response planning, as well as upgrades to plant design and equipment requirements.
However, no feed water was delivered to the steam generators, because the block valves on the two emergency feed water lines had inadvertently been left closed (human error). Furthermore, the operators did not notice for some 8 minutes that these valves were closed (human error);
Hobby: Flower arranging, Yo-yoing, Tai chi, Rowing, Macrame, Urban exploration, Knife making
Introduction: My name is Madonna Wisozk, I am a attractive, healthy, thoughtful, faithful, open, vivacious, zany person who loves writing and wants to share my knowledge and understanding with you.
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